Mikroplastik: In der Drogerie verfolgt uns das Wort schon lange, schließlich brüsten sich immer mehr Hersteller mit dem Versprechen, dass bei diesem Shampoo jetzt aber wirklich nichts von dem ungeliebten Zeug drin ist. Bei Kleidung denken aber die wenigsten daran, dass sie ein Faktor bei der immer größer werdenden Menge der Mikroplastikpartikel in unserer Umwelt sein könnte.
Tatsächlich ist in Kleidung aus synthetischen Textilien aber viel Mikroplastik zu finden, das durch die Herstellung und Nutzung in unserem Alltag im Ökosystem landet. Wir zeigen dir darum hier, wie du die Umweltbelastung verringern kannst, wie du neue Kleidungsstücke ganz ohne Mikroplastik findest, und gehen der Frage nach, ob Mikroplastik sogar gefährlich für deine Gesundheit werden könnte.
Was Mikroplastik mit unserem Körper macht
Wie sind die gesundheitlichen Folgen einzuschätzen, wenn Mikroplastik in den menschlichen Körper gelangt? Fakt ist, je mehr davon in Umlauf ist, im Meer und damit in Meerestieren zu finden ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir es beispielsweise über Lebensmittel aufnehmen. Einher geht damit auch das Auftreten von Schadstoffen wie Pestiziden, die in Plastik häufig enthalten sind.
Zwar wurde inzwischen untersucht, dass nur sehr kleine Mengen davon tatsächlich im Körper zurückbleiben, aber die gesundheitlichen Folgen – vor allem auf Dauer – sind derzeit noch nicht klar absehbar. Hier müssen weitere Untersuchungen abgewartet werden, bevor mehr Klarheit darüber herrscht, inwiefern Mikroplastik im Körper gefährlich für uns ist.
Die häufig in Mikroplastik enthaltenen Schadstoffe stehen nämlich unter Verdacht, Einfluss auf die Verdauung sowie den Hormonhaushalt zu nehmen. Sie könnten dadurch möglicherweise in Zusammenhang mit Erkrankungen wie Brustkrebs und Diabetes stehen.
Ein Meer voll Plastik: Bei diesen Textilien solltest du aufpassen
Während die gesundheitlichen Folgen für den menschlichen Körper noch unklar sind, ist die Belastung von Tieren und Umwelt bereits zu erkennen. Vor allem im Meer und in Meerestieren reichern sich die kleinen Partikel immer mehr an. Sie verschlechtern die Wasserqualität und bedrohen den Lebensraum aller Lebewesen, die sie häufig auch noch über ihre Nahrung in ihren Körper aufnehmen. Die Verschmutzung durch Fasern, die bei synthetischen Kleidungsstücken anfallen, macht dabei 35 Prozent aus – mehr als alle anderen Faktoren, darunter Stadtstaub, Kosmetikartikel und Reifenabrieb.
Weil die synthetischen Kunststoffe, aus denen Mikroplastik besteht, nicht biologisch abbaubar sind, ist Kleidung also zu einem enormen Umweltfaktor geworden. Bei bestimmten Materialien brechen nämlich immer wieder kleine Fasern ab, unter anderem bei Sportkleidung oder Fleecejacken. Zu den gängigsten Kunstfasern, bei denen das der Fall ist, zählen…
- Acryl
- Aramid
- Elastan
- Polyamid
- Polyester
- Polyethylen
- Polyimid
- Polypropylen
Diese geben Mikroplastikpartikel bei der Herstellung, Weiterverarbeitung und Pflege ab. Hier solltest du auf Second-Hand-Stücke zurückgreifen, um die Belastung bei der Produktion neuer Stoffe zu senken.
Mikroplastik ist eine Belastung für unsere Umwelt – mit nachhaltigem Kauf- und Waschverhalten kannst du gegensteuern
Lesetipp: Bei Neuanschaffungen gibt es auch ein paar einfache Tricks, wie du nachhaltiger einkaufen kannst. In unserem Blog zeigen wir dir, wieso du auch bei Naturfasern auf Bio-Qualität achten solltest und welche anderen Materialien es gibt, die deinen Kleiderschrank umweltfreundlicher machen.
Ein weiterer Faktor ist die Entsorgung: Wenn du synthetische Teile loswerden möchtest, wirst du bezüglich Nachhaltigkeit leider an Grenzen stoßen – ein großer Nachteil dieser Materialien. Gut erhaltene Kleidung findet zumindest über Altkleidercontainer und Co. Wiederverwendung, aber es besteht ein riesiges Müllproblem, was Mode aus Kunstfasern angeht. Erste Start-Ups arbeiten zwar an einer Möglichkeit, die Stoffe zu neuen Teilen zu recyclen, eine massentaugliche Lösung ist hierfür aber noch nicht gefunden.
Tatort Waschküche: Hier versteckt sich besonders viel Mikroplastik
Das Waschen synthetischer Textilien verursacht den größten Anteil an Mikropartikeln, die in die Umwelt gelangen. Hierbei werden so viele kleine Fasern direkt ins Wasser freigesetzt, dass die Menge andere Schadstoffquellen wie Reifenabrieb und Kosmetik bei weitem übertrifft.
Was viele nicht wissen: Die Kläranlagen filtern zwar einen Großteil davon heraus, doch zurück bleibt dort unter anderem Klärschlamm, welcher teilweise als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt wird. So landet das Plastik direkt in der Umwelt und auch in unseren Lebensmitteln.
Die Belastung kannst du jedoch deutlich verringern, wenn du mit möglichst niedrigen Temperaturen und im Umweltprogramm deiner Maschine wäscht. Kontraproduktiv ist dagegen der Schonwaschgang: Es mag sehr überraschend klingen, doch hier wird besonders viel Mikroplastik freigesetzt, da vergleichsweise viel Wasser verbraucht wird und dadurch noch mehr verunreinigtes Abwasser entsteht.
Die Waschmaschine ist noch aus einem weiteren Grund eine Haupttäterin in Sachen Plastik. In vielen Waschmitteln ist Mikroplastik enthalten, das sich dann ebenfalls über das Abwasser verbreitet. Hier solltest du also in der Drogerie auf jeden Fall auf die Infos auf den Verpackungen achten, um synthetischen Polymeren aus dem Weg zu gehen. Auch ein Blick auf Ergebnisse von Ökotest lohnt sich. Dabei haben sich einige wenige Waschmittel als plastikfrei herausgestellt, zu denen du auf jeden Fall greifen kannst.
Bei Weichspüler solltest du außerdem besonders aufpassen. Hier ist nicht nur Mikroplastik enthalten, sondern er sorgt sogar dafür, dass während des Waschgangs noch mehr Fasern freigesetzt werden. Für Weichspüler gibt es allerdings einige unkomplizierte DIY-Alternativen, mit denen du ihn easy ersetzen kannst, beispielsweise Essig oder Zitronensäure.
Wenn du noch einen Schritt weitergehen möchtest, gibt es inzwischen außerdem stärkere Mikroplastik-Filter für Waschmaschinen sowie Waschsäcke, die die kleinen Partikel deiner Kleidung beim Waschen zumindest teilweise abfangen.
Lesetipp: Insgesamt ist ein bewusster Umgang mit der Pflege von synthetischen, aber auch natürlichen Textilien auf jeden Fall ratsam. Wir zeigen dir hierzu die besten Tricks, die in Sachen Umweltbilanz richtig viel ausmachen.
Die Fashionindustrie und Mikroplastik: It’s a bad romance!
Die kleinen Plastikpartikel wurden von den großen Modeketten bisher nicht wirklich beachtet. Hersteller konnten sich mit Leichtigkeit neuer Ressourcen bedienen und kümmerten sich nicht wirklich darum, was nach dem Einkauf mit ihrer Kleidung passiert. Das ändert sich aufgrund von Ressourcenknappheit zwar langsam, dennoch trägt die Modeindustrie zur Umweltverschmutzung mit Mikroplastik leider enorm viel bei.
Grund dafür sind Fasern, die nicht hochwertig genug für Recyclingansätze sind, schlechte Garne und minderwertige Verarbeitung. Kleidungsstücke gehen also schneller kaputt und müssen neu gekauft werden – das ist natürlich ganz im Sinne der Modehersteller. Fast Fashion wird dieses Phänomen genannt, noch weiter angetrieben durch ständig wechselnde Trends.
Auch die Verarbeitung der Stoffe ist ein Problem: Die Kunstfasern werden zusätzlich mit Chemikalien behandelt, die so nicht nur im Abwasser, sondern auch auf unserer Haut, in unseren Waschmaschinen und in der Umwelt landen. Das Mikroplastik stellt dadurch sogar eine doppelte Belastung dar.
Natürlich können wir als Verbraucher*innen einige Hebel in Bewegung setzen, damit unser Konsumverhalten nachhaltiger wird, doch gerade bei der Neuanschaffung ist das noch mit einiger Recherche verbunden. Trotz vieler (vor allem kleiner) Modemarken, die sich hier bereits für ein Umdenken beim Shopping einsetzen und auf ihre Materialien und Produktionsbedingungen sowie auf zeitlosere Designs achten, muss die Fashionindustrie noch mehr Verantwortung übernehmen. Nur so kann das immer größer werdende Problem rund um Mikroplastik angegangen werden.
Wenn du also das nächste Mal in der Drogerie stehst und umweltbewusst zum Shampoo ohne Mikroplastik greifst: Keep the spirit! Und nimm ihn mit, wenn du das nächste Mal nebenan im Fashionstore vor dem Kleiderständer stehst oder dich online durch die Kollektionen klickst. Denn auch dort kannst du bei den Materialangaben gut nachlesen, wie nachhaltig die Kleidung in Bezug auf die Mikroplastikbelastung wirklich ist, und so einen entscheidenden Beitrag zu einer besseren Umwelt leisten.
Titelbild von Engin Akyurt. Weiteres Bild von Sören Funk.